Coffee to sit

Vor der Autofahrt an die Nordsee stand ich brav mit meinem To Go Becher aus Bambus (wie finden das eigentlich die Pandabären?) im Kaffeeladen und fachsimpelte mit der netten Frau an der Kaffeemaschine über die neuen Recup-Becher, diese Plastikbecher, die man in allen möglichen Läden in Deutschland gegen eine Pfandgebühr ausleihen kann. Sie sagte, „Keine Ahnung, wie gut dieses Plastik abbaubar ist.“

Als ich etwas später mit meinen fast kalten Kaffee im Auto saß, dachte ich: Warum eigentlich überhaupt dieser Quatsch mit dem Mitnehmen?

 

 

Ist eine Tasse Kaffee nicht eigentlich dafür gedacht, einmal kurz runterzufahren, inne zu halten, sich hinzusetzen und dieses tolle Getränk warm, aus einer echten Tasse zu genießen? Warum sagt man denn wohl, „Trinken wir mal wieder einen Kaffee zusammen?“ Damit meint man ja wohl nicht, nebeneinander mit seinen To Go Bechern durch die Straße zu laufen und kalte Grütze zu trinken, die einem dann im schlechten Fall auch noch am Ende in den Ärmel läuft (wenn man den Deckel aufmacht, um nachzugucken, ob der Becher tatsächlich schon wieder leer ist).

Soviel Zeit müsste doch eigentlich sein, diese zehn Minuten, um den Kaffee im Sitzen zu trinken und es hat nur Vorteile: Klar ist das gut für die Umwelt, aber dabei auch noch für die Achtsamkeit. Ja, es ist die Kunst, diesen einen Moment zu genießen, dabei vielleicht sogar kurz in den Himmel zu gucken und wohin auch immer - auf jeden Fall besser, als mit diesem tropfenden Becher über den Fußweg zu stolpern. Oder bin ich vielleicht irre altmodisch?

 

… übrigens ist in To-Go-Bechern sowieso entweder zu viel Milch drin oder zu viel Milchschaum. Beides schmeckt nicht. Und sollte er mal so richtig lecker sein, hat man sich beim Austrinken leider schon viel zu weit von der Quelle entfernt, um sich noch einen zu bestellen.

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Kommentare: 10
  • #1

    Julika Hiersemann (Montag, 08 Oktober 2018 10:35)

    Eine sehr tolle nachhaltige Betrachtung in unserer hektischen Welt ....

  • #2

    Ludwig (Montag, 08 Oktober 2018 11:05)

    Sind genau meine Empfindungen wenn ich auf der Straße die“Kaffeetrinker“ sehe!

  • #3

    Kristina (Montag, 08 Oktober 2018 11:26)

    Na, dann sollten wir uns alle wohl mal lieber wieder auf einen echten Kaffee verabreden. Danke für Eure Beiträge!

  • #4

    Michael (Montag, 08 Oktober 2018 18:49)

    Eine sehr kluge Beobachtung. Es ist mit guten Grund ja auch noch niemand auf die Idee gekommen, einen Wein-To-Go anzubieten

  • #5

    Lotta (Dienstag, 09 Oktober 2018 06:36)

    Ich finde es schön wenn man sich Gedanken über die Umwelt macht

  • #6

    Nicola (Mittwoch, 10 Oktober 2018 09:10)

    Sehr wahr!! Ich erkenne mich auch in dem Kleckern beim Nachsehen, ob der Becher schon leer ist, wieder.
    Also lasst uns auf einen Coffee-to-sit treffen

  • #7

    Chris (Donnerstag, 11 Oktober 2018 06:03)

    Gaaaaanz geeeeenau!
    Minimum einmal am Tag beim Hawker sitzen und Kopi- o- ci- quson schlürfen. Dabei what’s app und FB checken ... oder was??!

  • #8

    Kay (Donnerstag, 11 Oktober 2018 09:05)

    Sehr gut formulierte Beobachtung unseres hektischen und hoch effizienten Alltags. Der Kaffeegenuss ist halt zum innehalten und entspannen gedacht und nicht zum Durst löschen.

  • #9

    Alexandra (Samstag, 13 Oktober 2018 10:15)

    Wie recht Du hast, liebe Kristina. Mir ist das auch ein völliges Rätsel wieso so viele Menschen lauwarme Plörre aus gruseligen Plastikbechern schlürfen, während sie durch die Straßen laufen.
    Wie schön, dass wir uns gerade auf einen guten Capuccino aus schönen Porzellantassen in Frankfurt getroffen haben :)

  • #10

    Kristina (Samstag, 13 Oktober 2018 18:10)

    Ein Hoch auf den coffee to sit! Danke für all eure Beiträge!